Segellexikon
AC 75
Bootsklasse, mit der 2021 um den 36. America's Cup gesegelt wurde. Auch der 37. America's Cup 2024 vor Barcelona wird mit AC 75 gesegelt, allerdings mit acht statt elf Mann an Bord: ein Steuermann (er ist der Skipper), ein Taktiker, ein „Lotse“, der die Tragflügel trimmt, ein Segeltrimmer und vier Grinder. Die Grinder erzeugen – 2024 wieder mit Beinen statt mit Armen – die zum Trimmen benötigte Wattleistung; sie erreicht Tour-de-France-Niveau. 2024 sind die Boote 1.000 kg leichter und sie dürfen Selbstwendefocks fahren. Neu ist auch, dass alle Boote jetzt einheitliche Tragflügel verwenden. Sie stammen vom Siegerboot im 36. America's Cup und haben weniger Ballast als die alten. Mit diesen Tragflügeln werden die neuen AC75 noch schneller, vor allem aber kommen die Boote damit leichter zum Foilen.
Ein AC 75 ist ein foilender Monohull von 75 Fuß (22,86 m) Gesamtlänge und 68 Fuß (20,70 m) Rumpflänge. Er wiegt zwischen 6.450 und 7.800 kg und wird von 11 Mann Besatzung gesegelt. Die Segelflächen betragen 145 qm (Großsegel), 90 qm (Genua) und 200 qm (Gennaker) bei 26,50 m Masthöhe.
Als Tragflügel dienten zwei seitlich neben dem Rumpf in umgedrehter T-Form angebrachte Foils, die auch Ballast enthalten, sowie ein mittschiffs platziertes T-Ruder. Gesegelt wurde immer nur auf einem Foil in Lee, der Foil in Luv wurde nach jedem Manöver sofort aus dem Wasser gehoben und vergrößerte mit seinem Ballast nicht nur die Stabilität. So segelten die AC 75 wie Trimarane, bei denen nur der Schwimmer im Lee im Wasser ist. Sie waren nicht nur schneller als die AC 50 aus 2017, sondern auch als die Katamarane AC 72, mit denen bereits bis zu 50 kn Fahrt erreicht werden konnte.
Eine echte Neuheit waren 2021 die drehbaren Masten mit einem D-förmigen Profil, an deren Ecken zwei Großsegel in zwei Nuten gefahren wurden. Dadurch wurden die Verwirbelungen am Mast nahezu vollständig unterbunden, sodass sich die effektive Segelfläche deutlich vergrößerte. Der Mast wurde Teil des Segels.
Neu waren zudem Großsegel ohne Großbaum. Es ist nicht bekannt, wie dies technisch realisiert wurde, vielleicht durch die untersten Segellatten. Das Unterliek lag auf Deck auf, sodass der Wind nicht vom Großsegel unter dem Baum her nach Lee entweichen konnte. Das steigerte den Vortrieb deutlich. Natürlich lag auch das Unterliek der Genua auf Deck auf.